„Ausbilden sollte eine Pflicht sein“

Für Annas Isaid ist die Selbstständigkeit schon Selbstverständlichkeit – seit 16 Jahren ist er Unternehmer im Einzelhandel. Seit Oktober 2016 ist er Inhaber des Lebensmittelgeschäftes Salam Markt in der Bonner Nordstadt. Ausbildungsbetrieb wurde der Salam Markt im Dezember 2019, die KAUSA-Mitarbeiterin Hafize Sağlam konnte den Auszubildenden Onur erfolgreich vermitteln.

Herr Isaid, wie kam es dazu, dass Sie sich vor Kurzem entschlossen haben, auszubilden?

Wir brauchen ja sowieso Mitarbeiter. Dann kam Frau Sağlam auf mich zu und hat mich in Bezug auf die duale Berufsausbildung beraten. Sie hat mehrmals angerufen und gefragt, ob ich nicht doch ausbilden will...

Anscheinend konnte Frau Sağlam Sie überzeugen?

Ja, ich denke, auszubilden ist immer gut. Man kann dem Azubi alles beibringen und in drei Jahren ist er dann genau da, wo man ihn wirklich braucht. Dann hat man eine Person, auf die man sich verlassen kann.

Aber anfangs hatten Sie Bedenken?

Das Problem war eher, dass es mühsam und umständlich ist. Die Unterstützung von Frau Sağlam war da sehr wichtig. Alleine hätte ich das wahrscheinlich nicht gemacht. Man muss sich um so viel kümmern, es ist viel Papierkram. Und wenn man viel zu tun hat, kommt man nicht dazu oder man denkt nicht daran. Es ist gut, wenn jemand kommt und hilft.

Würden Sie anderen Unternehmen empfehlen, auch auszubilden?

Natürlich! Ich finde sogar, es sollte ein Gesetz geben, das Unternehmen dazu verpflichtet, auszubilden. Es gibt so viele Jugendliche, die dringend einen Ausbildungsplatz brauchen. Man muss denen eine Chance geben. Wenn alle sagen, sie bilden nicht aus, dann findet niemand mehr eine Ausbildung. Wenn das Gesetz sagen würde, je nach Größe muss jedes Unternehmen ein, zwei oder mehr Azubis nehmen, dann müssten sie sich daran halten, ob es ihnen passt oder nicht. Sonst bekommt man die ganzen Jugendlichen nicht untergebracht.

Worauf legen Sie bei Ihrem Azubi Wert?

Dass er hört, was man sagt. Dass er pünktlich kommt. Dass er die Aufgaben umsetzt und richtig macht. Man muss ihm vertrauen, er muss zuverlässig sein. Am Anfang muss man schon noch nachkontrollieren. Aber so ist das am Anfang. Wenn sie alle Profis wären, müssten sie ja keine Ausbildung machen.

Sind Fremdsprachen auch von Vorteil?

Ja, natürlich. Wir haben viele türkische und kurdische Kunden. Onur spricht Türkisch, Kurdisch und Deutsch. Mit drei Sprachen kann man viele Kunden bedienen. Manche Kunden können kein Deutsch und sprechen nur Türkisch oder Kurdisch. Wenn sie was suchen oder Fragen haben, kann er ihnen weiterhelfen und sie beraten. Ich selbst kann auch kein Türkisch oder Kurdisch, deshalb ist das schon sehr gut, dass er das kann. Ich spreche dafür Arabisch. So zusammen ist das gut, dann können wir alle bedienen.

Onur hat einen Hauptschulabschluss nach Klasse 9 gemacht. Durch die Ausbildung kann er aber einen höheren Abschluss bekommen.

Genau. Viele Unternehmen wollen einen Azubi mit einem besseren Abschluss. Aber ein besserer Abschluss heißt lange nichts. Manche sind in der Schule besser, aber haben ein Problem mit der praktischen Arbeit. Und eine Ausbildung ist ja mehr praktisch als theoretisch. Da muss man auch anpacken können.

 

Salam Markt
-Lebensmittelgeschäft-
Inhaber: Annas Isaid
Gründung: 2016
Angestellte: 7
Ausbildungsbetrieb: ☒ ja ☐ nein

Kölnstr. 129
53111 Bonn
0228/94 59 99 77
salammarkt@freenet.de 
https://salam-markt-bonn-zentrum.business.site

Das Interview führten Laura Burzywoda und Hafize Sağlam am 27.02.2020.
Fotos: Otto Benecke Stiftung e.V. 

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