„Selbst auszubilden lohnt sich“

Die Rechtsanwältin Saadet Dindar bildet lieber selbst aus, statt bereits ausgebildete Fachkräfte einzustellen. Sie hat in ihrer ehemaligen Bürogemeinschaft schon mehrfach ausgebildet und ist aktuell erneut auf der Suche nach einer oder einem Auszubildenden zur/zum Rechtsanwaltsfachangestellten für ihre Kanzlei in der Bonner Innenstadt.

Frau Dindar, Ihre Kanzlei gibt es seit 2003. Seit 2008 bilden Sie auch aus. Hat es für Sie Vorteile, jemanden auszubilden statt eine Fachkraft einzustellen?

Für mich ist es viel sinnvoller, selbst auszubilden, weil die Person gleich in die Arbeitsstruktur eingearbeitet wird. Schon nach zwei Jahren ist sie in die Struktur vollständig integriert und kennt jeden Arbeitsablauf und ist dann auch in der Lage, selbstständig zu arbeiten. Klar, das erste Jahr ist anstrengend, aber der Aufwand lohnt sich. Und auch eine bereits ausgebildete Fachkraft muss man ja in die Kanzleistruktur einarbeiten.

Das heißt, Sie übernehmen Ihre Auszubildende grundsätzlich auch?

Genau. Wenn man jemanden richtig eingearbeitet hat und die Person auch mitdenkt und mitarbeitet, dann will man diese Kraft behalten, denn die- oder derjenige ist ja schon drin in der Arbeitsstruktur. Dann will ich nicht wieder bei null anfangen. Auch bei einer ausgebildeten Fachkraft beginnt man von vorne.

Seit einiger Zeit bilden Sie nicht mehr aus? Wie kam es zu der Pause?

Die letzte Auszubildende hat die Ausbildung 2016 abgeschlossen und wir haben sie in Vollzeit übernommen. Daher war der Bedarf an Mitarbeitenden gedeckt und auch räumlich hatten wir nicht die Möglichkeit, noch jemanden auszubilden.

Jetzt sind Sie aber wieder auf der Suche nach einer Auszubildenden?

Genau, wenn es klappt, gerne noch in diesem Jahr.

Welche Anforderungen haben Sie an den/die Auszubildende?

Wichtig sind gute Deutschkenntnisse, vor allem schriftlich. Sprachkenntnisse in Türkisch oder Arabisch wären von Vorteil, sind aber kein Muss. Meine Wunschvorstellung wäre, wenn die- oder derjenige mindestens die mittlere Reife hätte. Mit einigermaßen guten Noten im Abschlusszeugnis.

Bekommen die Azubis auch rechtliche Inhalte vermittelt?

Ja natürlich. Das lernen sie ja in der Schule und bekommen das Praktische hier mit. Das ergänzt sich. Nur die Theorie versteht man vielleicht nicht, weil man nicht weiß, wie das angewandt wird oder was das genau zu bedeuten hat.

Sie machen Familien- und Migrationsrecht, richtig?

Ja, gerade das Migrationsrecht ist schon seit 2015 stark im Wandel. Da haben wir ja mittlerweile jährlich erhebliche Gesetzesänderungen und dementsprechend auch geänderte Rechtsprechung. Da ist sehr viel los.

Ist es grundsätzlich eher schwierig, Auszubildende zu finden?

Im Moment haben sich sehr wenige beworben, ich bin aber auch etwas spät dran, weil das Ausbildungsjahr ja eigentlich im August beginnt. Aber ich glaube, es ist auch grundsätzlich weniger geworden.

Was meinen Sie, warum sollte jemand bei Ihnen die Ausbildung machen?

Wenn jemand wirklich Interesse hat, dann fördere ich sehr gerne. Ich setze mich immer gerne mit der oder dem Azubi hin und erkläre nochmal alles in Ruhe. Ich versuche, die Theorie und das Praktische zu vermitteln. Und auch zu vermitteln, wie es z.B. bei Gericht abläuft und zu erklären, warum und weshalb wir etwas so oder so machen. Wenn man die Grundstruktur versteht, dann lernt man die Theorie nicht nur auswendig, sondern weiß auch, was dahintersteht und macht es dann automatisch richtig.

Es ist Ihnen also wichtig, dass die oder der Azubi ehrliches Interesse an der Arbeit hat?

Ja, vor allem muss die Person die Ausbildung zu Ende zu bringen wollen. Es bringt nichts, die Ausbildung nur als Zwischenlösung anzufangen. Wenn etwa jemand eigentlich was anderes machen will, sich aber dann hier bewirbt, weil sie oder er in einer anderen Branche nichts gefunden hat. Die Person merkt dann auch relativ früh, dass das hier nichts für sie ist. Die Ausbildung zum/zur Rechtsanwaltsfachangestellten ist viel Schreiben, Lesen, Telefonieren, mit Mandanten sprechen. Das muss man schon wollen. Und das erfordert auch ein bisschen Selbstständigkeit in der Arbeit.

 

Rechtsanwältin Saadet Dindar
-Anwaltskanzlei-
Inhaberin: Saadet Dindar
Gründung: 2003
Angestellte: 2
Ausbildungsbetrieb: ☒ ja ☐ nein

Oxfordstr. 4
53111 Bonn
0228 981 46 000
info@kanzlei-dindar.de


Das Interview führten Laura Burzywoda und Hafize Sağlam am 18.09.2020.
Fotos: Otto Benecke Stiftung e.V./pixabay

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