OBS trauert um Gerhart Baum

ein Freund der OBS ist am 15. Februar 2025 im Alter von 92 Jahren gestorben.

Nach seiner politischen Karriere war Gerhart Baum weiterhin einer der profiliertesten FDP-Politiker. Bis zuletzt war er auf Veranstaltungen und im Fernsehen zu sehen. Er vertrat klare Positionen, selbst auf die Gefahr hin, anzuecken – auch in der eigenen Partei. Sein lebenslängliches Engagement für Demokratie, Menschenrechte und Freiheit war von der Überzeugung geprägt, dass es auch eine soziale Komponente der Freiheit gibt: „Die Entfaltung des Einzelnen bedarf der Unterstützung – und wo nötig – auch des Schutzes durch die Gemeinschaft“ (Kölner Stadtanzeiger, 17. Februar). Seine Stimme hatte Gewicht, er war ein politisches Urgestein.

Die Entwicklungen der letzten Jahre machten ihn wütend. Wenige Tage vor seinem Tod sagte er: „Wir müssen uns besinnen, bevor es zu spät ist! Eine wehrhafte Demokratie darf es nicht zulassen, dass eine freiheitliche Verfassung von Systemverächtern genutzt wird, um sie abzuschaffen.“

Als Anwalt setzte sich Gerhart Baum für den Schutz von Bürgerrechten ein: Er hat die Opfer des Ramstein-Unglücks, die Angehörigen des Concorde-Unglücks und anderer Flugzeugunglücke vertreten. Außerdem war er Anwalt der sowjetischen Zwangsarbeiter gegen die Bundesregierung und der Mehrzahl der Betroffenen der Loveparade-Katastrophe. 2022 vertrat er die Hinterbliebenen der Opfer des Münchner Olympia-Attentats – Ergebnis war eine Anerkennungsleistung in Höhe von 28 Mio. Euro.

Baum wurde am 28. Oktober 1932 in Dresden geboren. Kriegs- und Nachkriegszeit haben ihn geprägt: „Man entwickelt Kräfte, die im normalen Leben gar nicht nötig sind“, so Baum. Aber es hat ihm geholfen, zuzupacken, auszuhalten. Als Mitglied des Deutschen Bundestages für die FDP, dann als Parlamentarischer Staatssekretär bei den Bundesinnenministern Hans-Dietrich Genscher und Werner Maihofer und schließlich als Innenminister unter Helmut Schmidt war er von 1972 bis 1994 mitten im Geschehen der sozial-liberalen Koalition. Seine politische Karriere lag in der der Hochphase des „Deutschen Herbst“: als Innenstaatssekretär war er Mitglied des Krisenstabes nach der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer.

Auf die Frage, was ihn fit hielte, antwortete er mit Goethe: „Tätig bleiben!“

„Wir haben einen Freund verloren“, so der Kuratoriumsvorsitzende der OBS, Eberhard Diepgen, Regierender Bürgermeister von Berlin a.D., und der Geschäftsführende Vorsitzende Dr. Lothar Theodor Lemper: „Gerhart Baum war einige Male Gast auf unserem Forum Migration. Seine Expertise und seine Gradlinigkeit werden uns fehlen. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.“

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