„Unsere Tür steht für alle offen“

Amer Al Bayati ist Inhaber des Paradies Friseur mit zwei Filialen in Bonn-Tannenbusch und Lohmar. Er nimmt seine gesellschaftliche Verantwortung als Unternehmer ernst und möchte jungen Menschen Zukunftschancen geben, die auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt sonst eher benachteiligt sind. Die Meisterin der Filiale in Tannenbusch, Shahrzad Didehvar, unterstützt ihn dabei mit vollen Einsatz.

Herr Al Bayati, Ihren Friseursalon hier im Tannenbusch-Center gibt es seit dreieinhalb Jahren. Wann haben Sie angefangen, Praktika anzubieten und auszubilden?

Al Bayati: Das haben wir von Anfang an gemacht. Seit Frau Didehvar hier Meisterin ist, nehmen wir immer gerne Jugendliche auf. Manchmal haben wir drei gleichzeitig hier. Oder es gibt Kinder, die von der Schule geschickt werden für einen Schnuppertag. Dann haben wir manchmal neun Kinder hier. Die sind süß! Sie geben sich Mühe und freuen sich sehr, hier sein zu können.

Also ist es eigentlich mehr als ein Friseursalon, es ist ein pädagogisches Projekt?

Al Bayati: Ja, stimmt! Wir helfen einfach gerne. Viele sprechen nicht so gut Deutsch oder haben sonstige Schwierigkeiten. Aber wir sagen zu keinem "nein". Helfen muss immer sein. Wir haben schon viele verschiedene Leute gehabt und oft war es nicht einfach...

Didehvar: Ja, es waren schon Jugendliche da, die uns die Nerven gekostet haben, aber wir schaffen das. Bei uns wird jeder eine Chance bekommen. Jeder wird hier aufgenommen und kann dann selber was daraus machen oder eben nicht. Aber die Tür steht für alle offen.

Und wie steht es mit der Ausbildung?

Al Bayati: Egal wer, erstmal wird ein Praktikum gemacht von ein oder zwei Wochen. Und dann überlegen wir gemeinsam, wie es weitergeht.

Didehvar: Wenn jemand in der Praktikumszeit sehr engagiert ist, dann geben wir die Chance, dass die Person eine Einstiegsqualifizierung (EQ) oder Ausbildung bei uns anfängt. Wir sind ein Betrieb, der generell gerne die Möglichkeit gibt, sich zu entwickeln und zu erweitern.

Und haben Sie immer genug Kandidat*innen?

Didehvar: Es kommen sehr viele vorbei, weil es sich rumgesprochen hat, dass wir ausbilden und Praktikumsstellen vergeben, und auch, dass es bei uns sehr familiär ist.

Al Bayati: Es waren schon sehr viele hier und haben ein Praktikum gemacht, aber nur ein paar bleiben hier. Es ist schwierig, gutes Personal zu finden. Aber immer wieder finden wir auch gute Leute, so wie Zaher, den Sie uns vermittelt haben und der jetzt seine Ausbildung bei uns anfängt. Mit ihm hat das Praktikum sehr gut geklappt. Er ist sehr ruhig und aufmerksam. Aber es ist schwer, so jemanden zu finden wie Zaher. Zum Glück haben wir Ihre Hilfe.

Auch Hevin, die im letzten Jahr ihre Ausbildung bei Ihnen begonnen hat, haben Sie über die KAUSA-Servicestelle gefunden.

Al Bayati: Genau! Hevin war letztes Jahr hier und sie war super, wirklich. Wenn sie da ist, habe ich Ruhe, denn sie macht alles alleine. Sie macht das sehr gut und ich freue mich, dass sie sich entschieden hat, nach dem Praktikum auch ihre Ausbildung bei uns zu machen.

Sie bekommen für die Ausbildung auch Förderungen. Hilft Ihnen das bei der Entscheidung für die Ausbildung?

Didehvar: Auf jeden Fall. Wir bekommen zum Beispiel Unterstützung über das Ausbildungsprogramm NRW. Ich denke, viele junge Unternehmerinnen und Unternehmer können keine Ausbildung anbieten, weil sie es nicht finanzieren können. Mit der Unterstützung sind wir natürlich gerne bereit, den Jugendlichen diese Möglichkeit zu geben. Viele andere Betriebe haben diese Möglichkeit nicht oder sie kümmern sich nicht drum.

Zuletzt noch eine andere Frage: Wie haben Sie eigentlich zueinander gefunden?

Didehvar: Herr Al Bayati hat hier damals angefangen, er ist der Inhaber. Ich war damals auf Arbeitssuche und dachte, ich schaue mir das mal an. Ich kam her und sein Charakter hat mich einfach aufgenommen. Er hat ein gutes Herz und ist sehr engagiert. Ich versuche, das zu unterstützen.

 

Paradies Friseur
-Friseursalon-
Inhaber: Amer Al Bayati
Angestellte: ca. 10
Ausbildungsbetrieb: ☒ ja ☐ nein

Tannenbusch Center
Oppelner Str. 128
53119 Bonn
0228 280 322 22


Das Interview führten Laura Burzywoda und Bastian Olpp am 03.09.2020.
Fotos: Otto Benecke Stiftung e.V. 

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